Anders hören und kommunizieren – gleiche Bildungschancen?
Veranstaltung für alle Interessierten und Familien mit hörgeschädigten Kindern und Jugendliche am 2.11.2019 in Frankfurt/M
Auf zur Bergetappe – Hessens hörgeschädigte Schüler bemühen sich um gleiche Bildungschancen
Der Einladung des offenen hessischen Netzwerks zur Förderung gehörloser oder hörgeschädigter Kinder sind am 2.11.2019 über 140 Teilnehmer in die Frankfurter Stiftung gefolgt. Darunter viele Eltern mit Kindern, Lehrer*innen von allgemeinen Schulen wie auch Förderschulen sowie zahlreiche Verbands- und Vereinsvertreter die seit fünf Jahren zu Bildungsfragen eng zusammenarbeiten. Es war Zeit, in großer Runde Bilanz zur aktuellen Situation zu ziehen und der Frage nachzugehen, wieweit z.B. die neue Empfehlung zur Verbesserung beitragen konnte.
Nach der Eröffnung durch Dr. Sabine Wendt, Vorsitzende des hessischen Deutschen Schwerhörigenbundes, führten Schüler in einem Video vor, wo Hürden und Grenzen im Schulalltag sind. Es fehlt an Regelschulen häufig an Kleinigkeiten z.B. bei der Gesprächsführung, der Sitzordnung, der Sensibilisierung der Mitschüler oder Informationen zu technischer wie personeller Unterstützung, so dass Hörgeschädigten (zu) viel Kraft zusätzlich zur Höranstrengung abverlangt wird. Gehörlosen fehlt oft die Unterrichtung in und über die Deutsche Gebärdensprache.
Andrea Bering, Konrektorin und redaktionelle Mitarbeiterin im Hessischen Kultusministerium, stellte die Empfehlung, die nur wenigen Teilnehmer bekannt war, vor. Wo die Herausforderungen an Förderschulen Hören und den vorbeugenden Maßnahmen für alle hörgeschädigten Kinder an allgemeinen Schulen liegen, führte Dietmar Schleicher, Rektor und HKM-Experte von der Hermann-Schafft-Schule in Homberg Efze aus. Er führt aus, dass einiges erreicht wurde, man aber vor der Bergetappe stehe, wenn man es bildlich gesprochen mit der Tour de France vergleiche. Viel Neues und wertvolle Tipps konnte Lene Weber, Pädagogin am Gymnasium Mosbacher Berg in Wiesbaden vermitteln. Als allgemeine Schule mit besonderer Ausstattung für Hörgeschädigte findet hier Inklusion auf einem sehr fortgeschrittenen Niveau statt. Die hier geschaffenen Standards sollten hessenweit „Schule machen“ und weitergegeben werden, fordert Nicole Schilling, Vorsitzende der Elternvereinigung hörgeschädigter Kinder in Hessen. Aufgrund eigener Erfahrungen empfiehlt Sie allen Eltern, zu „Suchern nach Informationen“ zu werden und z.B. Veranstaltungen rund um Schule, Hör-Technik, Schulbegleitung, technische oder personelle Hilfen zu nutzen – zum Wohle ihrer Kinder.
Was gut informierte Eltern stark macht, gilt für die Kinder ebenso: „Empowerment- ein MUSS für alle hörgeschädigten Kinder“ propagiert Petra Blochius, Geschäftsführerin der Frankfurter Stiftung seit vielen Jahren. Unterstützt von 1. Konrektor Wolfgang Ernst und Förderschullehrerin Marion Schleicher, der Hermann-Schafft-Schule in Homberg (Efze), stellten Sie vor, wie und was hörgeschädigte Kinder für eine gesunde Entwicklung und starke Identität brauchen.
Die acht veranstaltenden Verbände, darunter u.a. der Deutsche Schwerhörigenbund Landesverband Hessen, die Elternvereinigung hörgeschädigter Kinder in Hessen und die Frankfurter Stiftung für Gehörlose und Schwerhörige konnten dank der Experten, der Arbeitsgruppen und der Podiumsdiskussion die drängendsten Verbesserungspunkte für gleiche Bildungschancen ermitteln. Da in einigen Bereichen umgehender Handlungsbedarf gefragt ist, erwartet das hessische Netzwerk aus Vereinen und Verbänden, die sich gemeinsam um gleiche Bildungschancen bemühen, auf der „Bergetappe“ pragmatische, kurzfristige Lösungen.
Weitere Vereine und Verbände können sich genau wie Einzelpersonen jederzeit mit einbringen. Für weitere Informationen stehen die Verbände oder die Elternvereinigung hörgeschädigter Kinder in Hessen unter www.hoergeschaedigte-kinder-hessen.de als Ansprechpartner zur Verfügung.